Weltwoche Kommentar 51/20

Kommentar

Der Lockdown ist der Jackpot

D

ie Corona-Pandemie hat bereits heute mehr für den Sozialismus getan als alle vereinigten Proletarier, sofern es sie noch gibt, und die sozialistischen Parteien dieser Welt zusammen.

Dieser Tage traf ich vor dem Bundeshaus einen Spitzenbeamten. Er machte einen abgekämpften Eindruck. Es regnete. «Die Dämme sind gebrochen», seufzte er.

Der Mann war früher linksliberal, gewiss kein Parteigänger der Rechten. Heute ist er entsetzt, wie kritiklos Bundesrat und Parlament die Schleusen öffnen.

Die Bürgerlichen, die Liberalen gibt es nicht mehr. Jedenfalls sind sie machtlos gegen die Verstaatlichung der Wirtschaft durch Corona.

Der Bund hat auf Kosten der Steuerzahler und unserer Kinder bereits gegen achtzig Milliarden Franken an Zahlungen und Bürgschaften bewilligt. Eben wurden die Nothilfefonds um 1,5 Milliarden aufgestockt.

Die Linken sind wie im Rausch, blendend gelaunt, supergut drauf. Jacqueline Badran, strahlend, gibt die Mutter Courage des Gewerbes. Freudig spendieren sie Geld, das ihnen nicht gehört.

Was ist los? Das Bundeshaus ist wie ein Spielcasino, in dem die Spieler die Codes der Geldmaschinen geknackt haben. Man weiss, wo man drücken muss, damit die Milliarden sprudeln.

Das ist keine flapsige Metapher. Genau so ist es. Staatliche Corona-Interventionen lohnen sich. Das haben die Politiker gemerkt. Je mehr der Staat verbietet, desto mehr muss er zahlen.

Der Lockdown ist der Jackpot. Darum rufen die Linken nach dem Staat. Darum fordern die Kantone schärfere Massnahmen.

Mehr Diktate von oben befreien von Verantwortung und bringen Geld.

Wer Widerstand leistet, wer die staatlichen Massnahmen hinterfragt, ist ein Zyniker, ein Ketzer, ein Mörder. Dieses Reputationsrisiko wollen die meisten nicht eingehen.

Die Propagandisten der Corona-Staatswirtschaft sind überzeugt, dass sie Menschenleben retten, wenn sie am Sonntag Bäckereien oder Tennisplätze schliessen.

Wenn Gefühle die Politik bestimmen, wird es gefährlich. Betroffenheit ist Trumpf. Gegen 6000 Corona-Tote, die meisten über achtzig, kommt niemand an.

Es geht um Leben und Tod. Darum kann mit Corona viel gewünscht und noch mehr geholt werden. Man legt Firmen still, schläfert sie ein, um sie mit Subventionen wieder künstlich zu beleben.

Der Zombie-Sozialismus ist nicht mehr aufzuhalten. Inzwischen sind viele Branchen freiwillig bereit, sich an die Herz-Lungen-Maschinen, an die Beatmungsgeräte des Staates anzudocken.

Das Bundeshaus ist wie ein Casino, in dem die Spieler den Code der Geldmaschinen geknackt haben.

Die Chefärzte dieser Therapie heissen Cédric Wermuth und Mattea Meyer. Die Bürgerlichen halten ein bisschen dagegen, während sich die Linken als Retter des Gewerbes feiern.

Geht es wirklich um Leben und Tod? Oder geht es um Geld, um Politik und um die Einführung von immer mehr Staat? Kaum zu sagen. Der Lockdown, lukrativ für viele, ist zu seinem eigenen Anreiz geworden.

Der zitierte Chefbeamte ist am Boden zerstört. «Wir glauben doch nicht, dass all die staatlich geretteten Betriebe und Existenzen jemals fallengelassen werden.»

Er hat recht. Was man heute rettet, darf morgen nicht sterben. Millionen Existenzen hängen jetzt am Staat. Das sind Millionen von Abhängigkeiten, die sich die Linken möglichst lange sichern wollen.

Früher gab es Krisen, kreative Zerstörung. Seit der Finanzkrise 2008 drucken die Staaten Geld, damit es keine Krisen mehr gibt. Die Schuldenparty bezahlen soll die nächste Generation.

Keine finsteren Mächte sind am Werk. Es stimmt, was der eben verstorbene Romancier John le Carré formulierte: «Es sind nicht Geld und Macht, die die Menschen korrumpieren. Es ist die Angst.»

Die Menschen haben Angst vor Corona. Dafür haben die Medien gesorgt. Und die Politiker, die keine Angst vor Corona haben, haben Angst vor den Medien. Darum behalten sie ihre Meinung für sich.

Wenn der Staat zahlt, müssen alle nehmen, sonst haben jene, die nichts nehmen, im Markt einen Nachteil gegenüber jenen, die nehmen. So werden alle in die Korruption getrieben.

Corona ist wie Krieg, nur ist es kein Krieg. Der Staat rüstet auf. Die Freiheit geht zugrunde. Nach dem letzten Krieg dauerte es Jahrzehnte, um aus dem Sozialismus wieder auszusteigen.

Vielleicht geht es heute schneller. Bald kommt die Impfung. Das Pharma-Wunder könnte die Panik beenden, etwas Vernunft und die Bürgerlichen zurückbringen.

Bis dahin müssen wir durchhalten. Zum Glück ist bald Weihnachten. Tauchen wir ab. Geniessen wir die Feiertage, diesen freiwilligen Lockdown der Besinnlichkeit am Ende eines verrückten Jahres.

R.K.

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