Weltwoche Kommentar 19/21

Kommentar

Die Guten, die Bösen und die Grünen

E

s gibt nichts Neues unter der Sonne. Politik ist der ewige Kampf für die Freiheit. Ich gegen das Kollektiv, ich gegen den Staat.

Daran hat sich nichts geändert, seit der erste moderne Mensch aus seiner Höhle kroch.

Freiheit heisst, dass mich der Staat möglichst in Ruhe lässt. Nicht die Gemeinschaft befiehlt. Ich gestalte mein Leben selber, ohne anderen zu schaden.

Dafür haben die Menschen jahrtausendelang gekämpft. Und die heutige freie Welt hat alle Angriffe der unfreien Welt erfolgreich überstanden.

Freiheit ist wunderbar. Sie bringt aber auch Lasten. Ohne Eigenverantwortung gibt es keine richtige Freiheit.

Freiheit ohne Eigenverantwortung ist Hippie- Freiheit. Oder das Faustrecht des Stärkeren. Die Plünderung, Versklavung und Ermordung der Schwächeren.

Den Staat gibt es nur, weil die Menschen, anders als Rousseau träumte, nicht gut sind. Der Mensch ist schlecht. Darum braucht es den Staat.

Der Mensch aber ist auch eitel. Er hat es gar nicht gern, wenn man ihm sagt, er sei schlecht. Er hält sich für gut. Vor allem dann, wenn er Schlechtes tut.

Womit wir beim Problem des Bösen wären. Das Böse ist das überschiessende Gute. Das Böse ist der durch nichts im Zaum gehaltene Drang des Menschen, gut zu sein.

Auf die allerhöchsten Ideale beriefen sich die Bösesten der Bösen.

Die deutschen Nationalsozialisten wollten die Erde von «niederen Rassen» reinigen. Die russischen International-Sozialisten wollten die Erde von den Reichen reinigen.

Beide Ideologien stützten sich auf die Wissenschaft. Beiden Ideologien ging es um die Rettung der Menschheit. Deshalb zählte für sie ein einzelnes Menschenleben nicht.

Beide Ideologien hatten Gott für tot erklärt.

Das logisch zwingende Resultat dieser sozialistischen, menschengemachten, gottbefreiten «Weltbeglückung» (Hermann Lübbe): Weit über hundert Millionen Tote innert hundert Jahren.

Zwingend war das Horror-Resultat, weil Ideologien, die das Kollektiv über den Menschen stellen, immer damit enden, dass Menschen ihre Existenz verlieren.

Die grünen Heilsversprecher sind die säkularen Taliban in einem von Gott befreiten Christentum.

Wer sich also mit dem Bösen in der Geschichte auseinandersetzen will, muss sich zuerst mit seinem Ursprung befassen: dem Guten.

Die Bösen, die einfach nur böse sind, sind ein polizeiliches Problem.

Die Guten, die durch nichts aufzuhalten sind, sind ein politisches Problem.

Sie sind viel gefährlicher als die offensichtlich Bösen.

Das ist der Grund, warum ich vor den Grünen warne.

Die Grünen haben alles, was es braucht, um Unheil anzurichten.

Sie wollen die Welt retten. Sie besitzen die Wahrheit. Sie sind beliebt.

Die Grünen sind die Guten. Also sind alle, die gegen die Grünen sind, die Bösen.

Mit den Bösen diskutiert man nicht. Man ignoriert sie. Oder man schmeisst sie raus.

Die Grünen sind die Hoffnung unseres schlechten Gewissens.

Sie stehen für die unstillbare Sehnsucht nach dem guten Menschen.

Darum ist die grüne Sprache Erlösungssprache.

Die Grünen stehen für eine neue Politik, für eine neue Zeit, für eine neue Menschheit.

Alles, was dem Neuen im Weg steht, kann, darf, muss weggehobelt werden.

Ich bin grün, also bin ich.

Die grüne Menschheitsreinigung ist in vollem Gang.

Auch die Grünen fühlen sich berufen, den Erdball umzupflügen.

Nichts kann sie stoppen.

Traditionen, die Weisheit der Jahrhunderte?

Geronnene Irrtümer, alles weg! Wohlstand?

Pures CO2, die Wurzel allen Übels!

Die Neuerfinder der Welt haben aus der Geschichte aber etwas Wichtiges gelernt.

Wer den Leuten den Weltuntergang einredet, gewinnt.

Und den Jackpot holt, wer sich als Retter vor dem Untergang verkauft.

Die grünen Evangelisten sind ein religiöses Phänomen.

Sie sind die säkularen Taliban in einem von Gott befreiten Christentum.

Sie bedrohen alles, worauf unsere Zivilisation beruht:

Freiheit, Eigentum, Meinungsvielfalt, Marktwirtschaft, Demokratie, Rechtsstaat.

Lebensfreude.

Hütet euch vor den Guten. Hütet euch vor den Grünen.

R.K.

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