Weltwoche Kommentar 16/23

Kommentar

Klimapolitik gefährdet die Schweiz

N

ichts gegen Umweltschutz. Ich bin dafür, dass wir die Natur pflegen und die Tiere achten. Aber wir müssen aufpassen, dass wir unsere berechtigte, ja natürliche Sorge um die Natur nicht missbrauchen lassen von Ideologen, die den Umweltschutz benutzen, um unseren Lebensstil und unsere freiheitliche demokratische und marktwirtschaftliche Ordnung zu zerstören.

Umweltschutz ist wichtig, aber ich glaube keine Sekunde daran, dass die im Namen der Umwelt und des Klimas bewerkstelligte Aufrüstung des Staates dazu führen wird, dass wir bessere Luft und intaktere Landschaften bekommen. Nur reiche, erfolgreiche, innovative marktwirtschaftliche Gesellschaften sind in der Lage, auch der Umwelt wirksam Sorge zu tragen.

Das ist der grosse Denkfehler – oder die tiefere Absicht – der Grünen: Sie bauen den Staat aus, legen die Wirtschaft an die Kette und entmündigen den Bürger, indem sie vorgeben, das Klima oder die Umwelt in einem angeblich idealen Zustand zu erhalten. Sie führen Krieg gegen die Freiheit und die offene Gesellschaft mit dem Argument, es gehe darum, den Menschen vor sich selbst zu retten.

An diesem Weltbild halte ich so ziemlich alles für falsch. Erstens glaube ich nicht, dass man die Menschen zu ihrem Glück zwingen muss. Menschen haben einen Überlebenstrieb. Sie arbeiten nicht ihrer eigenen Auslöschung entgegen. Sie sind bereit, wenn sie über genügend Wohlstand verfügen und nicht täglich um die Existenz kämpfen müssen, die Umwelt, die Tiere aktiv zu schützen.

Zweitens halte ich es für unmöglich, dass die Menschen diesen Planeten zerstören können, selbst wenn sie es wollten. Diese Sicht überschätzt den Menschen, macht ihn zum Mass aller Dinge. Die Erde gibt es seit vier Milliarden Jahren. Sie hat Millionen von Vulkanausbrüchen überstanden und auch den Einschlag von Himmelskörpern – die Natur hat unendlich mehr Kraft und Gewalt als der Mensch.

Die Öko-Fanatiker wollen uns einreden, dass der Mensch eine Gefahr für diesen Planeten bedeutet. Obwohl Teil und evolutionäres Ergebnis der Natur, betreibe er deren Vernichtung und damit die Auslöschung seiner selbst, sofern ihn nicht andere Menschen, die Grünen, im Besitz angeblich von Wahrheit und Moral, daran hindern, mit staatlichen Mitteln, im Notfall mit Gewalt.

Ich kann solchen Argumenten nichts abgewinnen. Sie dienen zu offensichtlich den finanziellen und auch den Machtinteressen der Politiker, die sich solche Parolen zu eigen machen. Sie sind eine Variation jener alten sozialistischen Utopie, dass der möglichst freie Mensch die Hölle auf Erden entfesselt, es sei denn, die Gemeinschaft, der Staat, die Partei hindere ihn daran.

Die Öko-Fanatiker wollen uns einreden, dass der Mensch eine Gefahr für diesen Planeten bedeutet.

Bürgerliche Sympathisanten der grünen Ideologie entgegnen, dass es immer den Staat gebraucht habe, um den Umweltschutz voranzubringen. Die Schweizer Seen, Kloaken noch vor wenigen Jahrzehnten, seien erst durch politische Regulierungen und Gesetze wieder sauber geworden. Ohne die Intervention von oben wäre die Verdreckung nie gestoppt worden.

Ich will gar nicht ausschliessen, dass staatliche Eingriffe von Nutzen sein können, aber viel wesentlicher waren doch stets die guten alten Innovationen, Erfindungen, Technologien, Kläranlagen, Maschinen, die unsere Lebensweise naturverträglicher gemacht haben. Der Mensch hat, sofern sein Überleben gesichert ist, kein Interesse daran, die Umwelt zu zerstören.

Der Öko-Fanatismus ist, selbst in seiner abgemilderten Form, Gift für die Schweiz. Er treibt Steuern und Abgaben nach oben und macht unternehmerisches Handeln weniger attraktiv. In der Folge verschwinden Arbeitsplätze. Die Grünen behaupten, ihre Staatswirtschaft schaffe neue Stellen. Das ist Betrug. Sie stärkt den Staat und schwächt die Wirtschaft, die immer abhängiger wird vom Staat.

Sozialistische Staaten, die sich für besonders aufgeklärt und fortschrittlich halten, sind seit je verantwortlich für die grössten menschengemachten Umweltkatastrophen. Kapitalistische Gesellschaften hingegen haben ihre Umweltprobleme besser bewältigt. Warum? Weil sie innovativer und anpassungsfähiger sind, weil der Staat und die Politik weniger Macht haben.

Die heutige Klimapolitik, auch in der Schweiz, ist grüner Sozialismus. Wir sehen in Deutschland, wohin das führt. Die stärkste Volkswirtschaft Europas verschrottet ihre Autoindustrie, stellt sich den Strom ab beziehungsweise verteuert die Lebenskosten dermassen, dass – wie immer – die Ärmsten am fürchterlichsten darunter leiden werden. Grüne Umweltpolitik ist unsozial und unmenschlich.

Das überrascht nicht. Das grüne Weltbild ist auf Menschenhass gebaut. Wer den Menschen als tödliche Gefahr für den Planeten sieht, von dem kann nicht erwartet werden, dass er eine menschenfreundliche Politik betreibt. Die Grünen reden nie vom konkreten Menschen. Sie schwelgen in Verallgemeinerungen, in Abstraktionen wie Klima oder Menschheit.

Wir haben verlernt, die Marktwirtschaft als grösste Errungenschaft der Zivilisation zu würdigen. Unter Marktwirtschaft verstehe ich ein System dezentraler Entscheidungen von Menschen, die sich mit anderen austauschen, um ihre Bedürfnisse wechselseitig zu erfüllen. Dazu braucht es als Voraussetzung einen Staat, der sich zurückhält, die Freiheit nicht erdrückt.

Unter allen bekannten Systemen ist nur die Marktwirtschaft fähig, eine grössere Zahl von Menschen so mit Wohlstand zu versorgen, dass sie in der Lage sind, dem Schutz der Umwelt eine politische Priorität einzuräumen. Die grüne Zerstörung oder Abschaffung der Marktwirtschaft würde mehr Tote und Elend produzieren als die durch die Marktwirtschaft erzeugte Belastung der Umwelt.

Wir kennen bis jetzt kein besseres System als Demokratie und Marktwirtschaft. Der linke Öko-Fanatismus, eine Neuauflage apokalyptischer religiöser Vorstellungen, arbeitet daran, dieses Erfolgsmodell zu beseitigen. Zu viele Bürgerliche schweigen oder machen mit. Wer die Umwelt schützen will, muss unsere Schweizer Marktwirtschaft verteidigen.

R.K.

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