Weltwoche Editorial 49/19

Editorial

«Schmutzli-Schlitzer»

Von Roger Köppel

Was der Angriff auf einen Chlauseinzug im luzernischen Rickenbach für die Schweiz bedeutet.

Was ist eigentlich mit der Schweiz los? Vor den Sommerferien schlug ein junger Syrer aus einer Flüchtlingsfamilie, die hier besonderen Schutz und das volle Programm der sozialen Fürsorge geniesst, seine 63-jährige Lehrerin kurz vor der Pensionierung spitalreif. Die Lehrerin hatte den Schüler daran hindern wollen, mit seinem Dolch Mädchen auf dem Schulhausplatz zu bedrohen.

Jetzt wurde aus Rickenbach LU ein fürchterlicher Fall ruchbar. Ein fünfzehnjähriger Albaner stach beim jährlichen Chlauseinzug letzten Samstag auf einem Schulhausplatz der Oberstufe auf einen Schmutzli ein, der sich nachher im Spital eine böse Schnittwunde am Rücken nähen lassen musste. Der Albaner hatte gemäss Medienberichten den Schmutzli zuerst mit Locksprüchen provoziert. Als dieser mit der Fitze anrückte, stach der Albaner zu.

Die Prügelattacke gegen eine Schweizer Lehrerin durch einen, wie sich herausstellte, jungen Islamisten war abscheulich. Der Messerangriff des «Schmutzli-Schlitzers», wie sich Journalisten ausdrückten, traf über das Opfer – einen Siebzehnjährigen – hinaus einen der schönsten Schweizer Kinder- und Familienbräuche. Der Samichlaus und sein finsterer Helfer stehen für den Zauber der Weihnachtszeit, zwei Symbolfiguren einer alltagschristlichen Kultur, auf die hier ein feiger Anschlag verübt wurde.

Die Fälle Möriken und Rickenbach sind Alarmsignale. Sie stehen für eine beunruhigende Entwicklung. Breitet sich der Islam zusehends frecher und gewalttätiger in der Schweiz aus? Man muss es ansprechen. Die Täter waren keine enthemmten Protestanten oder Buddhisten. Es waren Muslime, eine militante Speerspitze alltäglich werdender Zumutungen. Man kann die Vorgänge an einer Schule in Wil noch dazunehmen. Dort wurden aus Rücksichtnahme auf Muslime kürzlich ein paar christliche Weihnachtslieder verboten. Der Islam dehnt sich aus, die Schweiz zieht sich zurück.

Bereits melden sich Beschwichtiger und Verharmloser zu Wort. In Rickenbach habe der Schmutzli womöglich zu hart agiert. Der Täter jammerte in willfährige Mikrofone, er sei von der sperrigen Griffseite der Fitze getroffen worden und habe sich darum gewehrt – mit einem Klappmesser. Auch aus Möriken waren derlei Töne zu hören. Der brutale Schläger, der seiner Lehrerin den Kiefer brach, wollte sich als Mobbingopfer der Pä- dagogin inszenieren. Böse ist gut, und gut ist böse. Vor lauter Gutseinwollen sehen die Wohlmeinenden die Wirklichkeit nicht mehr.

Die Schweiz muss sich wehren. Die freche islamische Expansion trifft auf eine Gesellschaft, die Hemmungen hat, ihre Identität zu bekräftigen. Im ältesten demokratischen Rechtsstaat Europas macht sich eine archaische, auf Faustrecht und einen aggressiven Ehrbegriff gegründete Machokultur breit. Wenn Lehrerinnen im Pensionsalter und Schmutzlis in der Weihnachtszeit zu Zielobjekten roher Gewalt werden, muss man sich mit der Tatsache beschäftigen, dass sich in der Schweiz etwas verbreitet, was unsere Art zu leben grundlegend in Frage stellt.

Das kommt nicht aus heiterem Himmel. Möriken, Wil oder Rickenbach sind die Spätfolge einer falschen Einwanderungspolitik. Es ist bemerkenswert. Eigentlich wurde das Volk nie gefragt. Es geschah einfach. Die Behörden haben ganze Heerscharen von Fremden in die Schweiz gelassen, darunter viele Muslime und Albaner, die seit den neunziger Jahren ihre Familien nachziehen. Die Schweizerinnen und Schweizer wollten das nicht. Doch die Eliten setzten sich über die als unerheblich und dumpf taxierten Empfindungen hinweg. Selbst Volksabstimmungen wurden ignoriert. Ohne die breite Unterstützung vor allem der öffentlich-rechtlichen Medien wäre diese Migrationspolitik gegen das Volk nicht möglich gewesen.

Vor allem die Linken und Grünen predigen das Heil der multikulturellen Gesellschaften. Sie haben Helfer bis weit in bürgerliche Milieus hinein, unter ihnen zuvorderst der Solothurner FDP-Nationalrat Kurt Fluri, ein hocheloquenter Advokat der Zuwanderung, notfalls auch gegen die Bundesverfassung. Diese Politiker und ihre Wähler sind verantwortlich dafür, wenn heute in der Schweiz Schmutzlis attackiert, Lehrerinnen von Jungislamisten verprügelt und Weihnachtslieder aus Rücksicht auf Muslime verboten werden.

Was sich auf der molekularen Ebene an unseren Schulen ereignet, hat der amerikanische Politologe Samuel Huntington vor über zwanzig Jahren in seinem Bestseller «Kampf der Kulturen» vorweggenommen. Sein Buch war ein sensationeller Skandal. Es fiel in eine Zeit fröhlicher Illusionen über das Ende der Geschichte und den vermeintlichen Ausbruch des ewigen Friedens. Kaltäugig hielt der Forscher dagegen. Er sah eine neue Welle von Konflikten auf die Welt zukommen, keine ideologisch-ökonomischen wie im Kalten Krieg, sondern kulturelle Auseinandersetzungen, in denen Zivilisationen, unterschiedliche Wertesysteme aufeinanderprallen würden.

Huntington hatte für den Westen einen simplen Ratschlag parat: Das Überleben hänge davon ab, ob die westlichen Staaten «ihre westliche Identität bekräftigen». Huntington forderte enge Zusammenarbeit. Die westlichen Staaten müssten sich einigen, «um ihre Kultur zu erneuern und vor der Herausforderung durch nichtwestliche Gesellschaften zu schützen ». Besondere Sorgen machte ihm der «Verfall von Familien, Arbeitsethik und Bildung». Das zukünftige Wohlergehen des Westens «sowie sein Einfluss auf andere Gesellschaften hängen in erheblichem Umfang davon ab, ob und wie es ihm gelingt, mit diesen Tendenzen fertigzuwerden, in denen natürlich der moralische Überlegenheitsanspruch von Muslimen und Asiaten gründet».

Die Schweiz, ein von alters her multikulturelles, multikonfessionelles Land, hat vielleicht besondere Mühe, eine eigene «Leitkultur » gegen Migranten und Muslime aufzubieten. Umso wichtiger ist eine vernünftige Politik der dosierten Zuwanderung. Wer im Innern Freiheit will, muss an den Grenzen strenger sein.

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