Köppel und Wermuth kreuzten in Burgdorf die Klingen

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Streit um steigende Hauspreise / Berner Zeitung BZ

Artikel von Regina Schneeberger 12.11.2012 in der Berner Zeitung, Foto: Adrian Moser 

Streit um steigende Hauspreise Die zwei politischen Schwergewichte debattierten in Burgdorf vor den lokalen Hausbesitzern. Beide sehen die explodierenden Immobilienpreise als Problem – doch damit endete die Einigkeit.

Bereits lädiert treten die beiden Politiker zum Duell an. Cédric Wermuth betritt die Bühne mit einem deutlich sichtbaren blauen Auge. Nein, der SP-Co-Präsident und Nationalrat ist nicht in eine Schlägerei geraten. Die Blessur sei beim Spielen mit seiner Tochter entstanden, sagt er. Und SVP-Politiker und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel entschuldigt sich gleich zu Beginn für seine Freizeitschuhe mit dicker weisser Sohle. Dass er keine anständigen Lederschuhe trage, liege daran, dass er Blasen an den Füssen habe.

Zum Glück sind die Blessuren an diesem Abend in der Burgdorfer Markthalle kein Hindernis – es geht lediglich um ein verbales Duell. Am Herbstanlass des Hauseigentümerverbands Burgdorf und Region Trachselwald diskutieren die beiden Politiker übers Thema Eigentum. Dass die Meinungen diametral auseinandergehen werden, ist unschwer vorherzusehen.

Köppel kritisiert: «Der Staat reisst immer mehr Kompetenzen an sich, nimmt alles mögliche als Alibi, um den Leuten das Geld wegzunehmen.»

Wermuth kritisiert: «Das Problem ist die Elite, die ihr Geld in Steueroasen parkiert und sich die Infrastruktur von der Allgemeinheit finanzieren lässt.»

Die Sache mit dem Erdöl

So viel zu den Grundpositionen. Doch inwiefern ist das Eigentum der Schweizerinnen und Schweizer gefährdet? «Klimapolitik ist Enteignung pur», hält Köppel provokativ fest. Zu spüren würden sie jene bekommen, die kein grosses Vermögen hätten. Und er nimmt als Beispiel gleich eine Situation, in der er sich kürzlich selbst befand. Er habe den Tank seines Diesels gefüllt. An der Kasse sei er dann erschrocken über den Preis. Um 30 Prozent sei dieser gestiegen. «Wenn wir den Firmen immer strengere Auflagen machen, um das Geschäft mit dem Erdöl zu vermiesen, ist das die Konsequenz.»

Wermuth sieht die Sache mit dem Erdöl anders: Man müsse die Schweiz unabhängig machen von den saudischen Ölmilliardären. «Wir müssen endlich auf erneuerbare Energien umsteigen.» Etwa indem die Hauseigentümer bei einer Gebäudesanierung ihre Ölheizungen austauschten. Langfristig sei das erst noch günstiger. «Erst muss man die Hauseigentümer aber unterstützen.»

Woher denn das Geld für diese Unterstützung komme, will Köppel wissen. «Fällt das vom Himmel?»

Wie bei den Corona-Krediten

Wermuth unterbreitet Lösungen. Man könnte es machen wie bei den Corona-Krediten. Die Postfinance beispielsweise gebe den Kredit, die Eigentümer würden diesen Schritt für Schritt mit dem Energiepreis abzahlen. «So muss man niemandem einen Franken wegnehmen.» Als Alternative schlägt Wermuth den Einsatz der Gewinnreserven der Nationalbank für erneuerbare Energien vor.

Köppel entgegnet: «Die Nationalbank hat nicht den Auftrag, Löcher zu stopfen, weil die Politik nicht mit Geld umgehen kann.»

In einem Punkt sind sich die beiden hingegen einig. In der Schweiz ist es derzeit schwierig, Wohneigentum zu erwerben. Cédric Wermuth weiss es aus eigener Erfahrung. Im aargauischen Zofingen möchte er sich eine Wohnung kaufen. «Chancenlos, die Preise sind im letzten Jahr explodiert», wie er sagt.

Startpreis bei 1,3 Millionen

Kürzlich, so Wermuth, hätten sie sich ein Objekt angesehen. Für 4½ Zimmer und 130 Quadratmeter lag der Startpreis bei 1,3 Millionen Franken. Er sei zu zwei Banken gegangen. Beide hätten ihm gesagt, das liege weit über dem Marktwert, das würden sie nicht finanzieren. Einen Weg sieht Cédric Wermuth darin, den Marktpreis zu regulieren. «Bei Wucherpreisen müsste es Grenzen geben.»

Dass Köppel diesem Vorschlag nicht zustimmt, ist selbstredend. Lösungen nennt er zwar keine, dafür begründet er die Ursache der explodierenden Preisen aus seiner Sicht. «Was das Wohneigentum am meisten verteuert, ist die Nullzinspolitik der Notenbanken.» Wohlhabende wollten deshalb ihr Geld in Sicherheit bringen und würden in Immobilien investieren. «Das jagt den Preis hoch.» Dabei sei es wichtig, dass Wohneigentum erschwinglich sei. «So lassen sich die Leute nieder und engagieren sich in ihrer Gemeinde.»

Die Elite oder der Staat? Wer den Schweizerinnen und Schweizern das Geld aus der Tasche zieht, sehen Roger Köppel (links) und Cédric Wermuth unterschiedlich.

In einem Punkt sind sich die beiden einig: In der Schweiz ist es derzeit schwierig, Wohneigentum zu erwerben.

Die Diskussion in der Markthalle in Burgdorf wurde moderiert von Sonja Hasler. Foto: Adrian Moser

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