Gastkommentar in „Die Tagespost“
Ein neues Gesetz zum Geschlechterwechsel in der Schweiz
Von Roger Köppel, erschienen in „Die Tagespost“
Leider muss ich all jene enttäuschen, die glauben, die Schweiz sei gewissermaßen ein Ort der reinen Vernunft. Im nächsten Jahr, ab 1. Januar 2022, tritt hierzulande nämlich ein neues Gesetz in Kraft, laut dem jede Person nach Vollendung des 16. Altersjahrs zur Einwohnerbehörde gehen und erklären kann: „Ich habe jetzt das Gefühl, ich bin eine Frau.“ Beziehungsweise umgekehrt. Bei Jüngeren braucht es das Einverständnis der Eltern. Für eine Gebühr von 75 Franken kann durch einen bloßen Verwaltungsakt das Geschlecht geändert werden. Da könnte ich mich beispielsweise als mittelbegabter männlicher Tennisspieler zur Frau erklären, sofort bei den Tennisturnieren der Frau mitmachen und mich dann sofort in der Rangliste noch oben katapultieren. Man kann sich selbstverständlich geschlechtsmäßig auch wieder zurückverwandeln – ebenfalls für 75 Franken. Das Ganze hat – oberflächlich betrachtete – vielleicht eine heitere Dimension, aber im Grunde offenbart sich ein Abgrund des zeitgenössischen Wahnsinns. Die Sache kann sogar gefährliche Dimension annehmen, hat sich doch in den USA ein Mann in Frauenkleidern in die Frauengeraderobe begeben und dort eine Frau vergewaltigt. Am meisten irritiert mich die zugrunde liegende unwissenschaftliche Behauptung, ja Lüge, unser Geschlecht, unsere Geschlechtsorgane seien ein soziales Konstrukt, gewissermaßen eine Einbildung, über die wir frei verfügen können. Dies ist eine ganz üble, unwissenschaftliche Ideologie, die an den Universitäten und mittlerweile auch bei vielen Behörden und Politikern zum Industriestandard geworden ist. Hier wird tatsächlich eine Ideologie eingeflogen und in die gesetzliche Wirklichkeit eingeflochten. Ich bin Vater, meine Kinder kommen langsam in die Pubertät und ich finde die Ansage des Staates, dass man einfach bei der Gemeindeverwaltung sein Geschlecht festlegen kann, als eine Art Kriegserklärung an die Identität der Heranwachsenden, die ohnehin verunsichert sind.